Neu-Isenburg plant Frankfurt kauft


Bürgermeister: Neu-Isenburg nimmt sich zur Stadtentwicklung etwas vor

Im Vorwort zu dem von der Stadt Neu-Isenburg im Jahr 2019 beschlossenen Papier „Integriertes Stadtentwicklungskonzept „Vom Alten Ort zur neuen Welt“ (ISEK)“ erklärt der damalige Bürgermeister von Neu-Isenburg, Herbert Hunkel:  „Neu-Isenburg soll schöner werden… unter diesem Motto steht unser, auf zehn Jahre angelegtes, Integriertes Stadtentwick­lungskonzept (ISEK) vom „Alten Ort zur Neuen Welt“. So lautet in Neu-Isenburg der Name für das Städtebauförderprogramm „Stadtumbau in Hessen“ – wir freuen uns sehr, daran teilneh­men zu dürfen. (…)

Vorgenommen haben wir uns im Fördergebiet Alter Ort, Fußgängerzone Bahnhofstraße und Frankfurter Straße, bis zum Stadtquartier Süd neue städtebauliche Akzente zu setzen. In fünf Handlungsfeldern Verkehr und Mobilität, Städ­tebau und Wohnen, Soziale Infrastruktur, Kultur und Freizeit, Lokale Ökonomien, Gastronomie und Einzelhandel sowie Klimaschutz und Klima­anpassung werden eine Vielzahl von Maßnah­men definiert, die alle dazu dienen sollen, das Ziel „Neu-Isenburg soll schöner werden“.

Bürger und kommunale Politik: Keine atomisierten Einzelmaßnahmen

Unter der Überschrift „Koalition will „keine insularen Lösungen“ in Neu-Isenburg“ schreibt die Frankfurter Neue Presse am 16.10.2019: „Neu-Isenburg soll schöner werden. Der Stadtumbau ist neben der Anbindung an die Regionaltangente West (RTW) eines der großen Themen, das die Bürger und die kommunale Politik aktuell bewegt. In Arbeitsgruppen wurden bisher 57 Projekte definiert, um die Stadt attraktiver zu machen. „Keine atomisierten Einzelmaßnahmen, keine insularen Lösungen“ fordert nun die Regierungskoalition aus CDU, Grünen und der FWG – und nennt ihre Vorstellungen für den Stadtumbau in einem Koalitionspapier.“

Begleitet mit Geld von Steuerzahlern aus Bund und Land

In dem genannten Vorwort erklärt der Bürgermeister weiter: „Zusammen mit unserem Partner der Projekt­stadt, die uns durch das Förderprogramm be­gleiten wird, hat sich die Stadt für die nächsten zehn Jahre, plus einer ggf. möglichen Verlänge­rung von vier Jahren, viel vorgenommen. Dieses große Stadtentwicklungsprojekt soll selbstver­ständlich mit breiter Öffentlichkeitsbeteiligung erfolgen. So haben wir im Vorfeld der Erstellung des ISEK bereits in Sitzungen der Lokalen Part­nerschaft damit begonnen, Bürgerideen und -vorschläge miteinzubeziehen. Vertreterinnen und Vertretern der Vereine, Initiativen, Kirchen und Mitglieder aus der Stadtgesellschaft disku­tieren mit. Diese Lokale Partnerschaft wird den Umbauprozess durchgehend begleiten, ebenso wie unsere parlamentarischen Gremien.“  

Mit „Begleitung durch das Förderprogramm“ meint der Bürgermeister, dass die Kommune Fördermittel des Städtebaus vom Land Hessen und vom Bund haben will. Hierzu können Anträge gestellt werden, wobei ein Projektmanagement dazwischen geschaltet ist. Dies ist Voraussetzung dafür, dass Projekte in den Kommunen gefördert werden können. Im Fall von Neu-Isenburg wurde hiermit die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt GmbH beauftragt. Sie koordiniert seit 2018 für Neu-Isenburg den Prozess der Förderung und entscheidet über die Vergabe der Fördermittel.

Die Stadt kauft ein Teilgrundstück an; die Nassauische urteilt: 3 Mio. Euro sind förderfähig, um „die Umsetzung der Gesamtmaßnahme zu gewährleisten“

Im ISEK-Papier heißt es unter Punkt 7.2.1 „Grunderwerb für „Bundesmonopolverwaltung für Branntwein“: „Als eine der Schlüsselmaßnahmen plant die Stadt Neu-Isenburg den Grunderwerb, des Grundstücks der ehemaligen Bundesmono­polverwaltung für Branntwein im Bereich des Stadtquartier Süd (…). Der Grunderwerb soll durch die kommunale Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft mbH (GEWOBAU) erfolgen. Ziel ist es, der Erfüllung der öffentlichen Aufgaben, wie der Schaffung von Gemeinbedarfseinrichtungen, von Einrich­tungen der Daseinsvorsorge, Wohnraumfürsor­ge und der strukturellen Entwicklung der Stadt im Bereich des Stadtquartier Süd, Rechnung zu tragen. Des Weiteren sollen die von der Stadt angestrebten städtebaulichen Maßnahmen so­wie die öffentliche Erschließung und Freiraum­gestaltung sichergestellt werden. Es ist davon auszugehen, dass eine anteilige Finanzierung der Kosten des Grunderwerbs erfolgen muss um die Umsetzung der Gesamtmaßnahmen zu gewährleisten.“ 

Bürgermeister beteiligt sich am ersten Spatenstich

Unter der Überschrift „Spatenstich für die neue Welt: Wohnungen und ein riesiger Supermarkt für Neu-Isenburg“ schreibt die Offenbach Post am 29.07.2021: „Beherzt fassen Bürgermeister Herbert Hunkel und die beiden geschäftsführenden Gesellschafter von Groß & Partner, Peter Matteo und Jens Hausmann, zu den Spaten und wirbeln auf dem Gelände des Stadtquartiers Süd in Neu-Isenburg im Kreis Offenbach Erde auf. „Jetzt geht’s also wirklich los“, sagt Herbert Hunkel zum Start des ersten Wohn- und Geschäftshauses, das in den nächsten Monaten wachsen wird und auf 14. 400 Quadratmetern Geschossfläche Platz für 126 Mietwohnungen, einen 1850 Quadratmeter großen Edeka-Markt und Gastronomie bietet.“

Der erste Spatenstich erfolgt jedoch nicht auf dem Grundstück, dessen Kauf und Bebauung als „Schlüsselmaßnahme“ mit einem Millionenbetrag gefördert wurde, sondern auf dem Nachbar-Grundstück. Dieses wiederum befindet sich zu dieser Zeit im Besitz eines großen Frankfurter  Immobilenunternehmens. 

Stadt hat einen erfahrenen Partner, um Bauaktivitäten zu entwickeln

Die Offenbach Post am 29.07.2021: Die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft Gewobau wird 37.000 Quadratmeter der Gesamtfläche bebauen, Groß & Partner den deutlich größeren Teil des Areals. Mit dem Frankfurter Immobilienentwickler, der in der Stadt am Main gerade das Projekt „Four“ mit vier Hochhäusern verwirklicht, die DFB-Akademie realisiert, und auch in Neu-Isenburg schon das Stadttor, das Firmengebäude von Arrows und Air Plus baute, hat die Stadt einen erfahrenen Partner, der schon seit 2011 in die Planungen involviert ist. „Wir haben den Atem und die Erfahrung, ein solch großes Projekt bis zum Ende durchzuziehen“, versichert Bauingenieur Peter Matteo. „Jetzt ist es aber an der Zeit, Bauaktivität zu entwickeln.“

Mit Fertigstellung des ersten Traktes wechselt der Besitzer

Just nachdem die Bauarbeiten zu dem ersten Trakt abgeschlossen sind, vermeldet die Offenbach Post am 01.10.2024 unter der Überschrift „Alles neu in Neu-Isenburg: Besitzerwechsel im Baugebiet „Neue Welt“: „ABG Frankfurt Holding kauft modernes Stadtquartier in der Metropolregion.“ Sie zitiert den Eigentümer Groß & Partner: „Das moderne Stadtquartier befindet sich in zentraler Lage und bietet eine einzigartige Kombination aus städtischem Leben, urbanem Arbeitsumfeld und naturnaher Umgebung“.

Die Offenbach Post fährt fort: „Neben dem Wohn- und Geschäftshaus mit rund 14 600 Quadratmetern oberirdischer Geschossfläche wurde auch die benachbarte Quartiersgarage mit 504 Pkw-Stellplätzen sowie ein Grundstück mit rund 6 800 Quadratmetern zur Bebauung mit weiteren Mietwohnungen und Gewerbeflächen im Süden des Quartiers verkauft.“

ABG Konzern der Stadt Frankfurt: Wohnen ist eine Aufgabe der Region

Die Offenbach Post zitiert: „Wohnen ist eine Aufgabe der Region. Wir möchten Menschen in Frankfurt und der Region ein lebenswertes und klimafreundliches Zuhause ermöglichen und haben das in einigen Städten in der Umgebung Frankfurts bereits sehr erfolgreich umgesetzt“, sagt Frank Junker, Vorsitzender der ABG Geschäftsführung. „Wir freuen uns, durch diesen Ankauf unseren Wohnungsbestand auch auf Neu-Isenburg auszuweiten. Das Projekt fügt sich sehr gut in unser breit gefächertes Immobilienportfolio ein.“

Ergebnis integrierter Stadtentwicklung: Zu 100 Prozent Eigentum der Stadt Frankfurt

Der neue Besitzer über sich auf seiner Homepage: „Die ABG FRANKFURT HOLDING GmbH ist der Wohnungsbau- und Immobilienkonzern der Stadt Frankfurt am Main. Gemeinsam mit unseren rund 800 Mitarbeiter:innen betreuen wir ca. 55.000 Wohnungen und rund 37.500 weitere Mietobjekte wie Park- und Gewerbeflächen.“ Die Bilanzsumme des Konzerns liegt bei 3,3 Mrd. Euro (Stand 2023).

Die Stadt Frankfurt erklärt auf ihrer Homepage: „Die Stadt Frankfurt am Main betreibt Eigenbetriebe und kommunale Eigengesellschaften, bei denen sie Alleingesellschafterin ist. Darüber hinaus ist sie auch mit anderen Kommunen oder Dritten in Beteiligungsgesellschaften organisiert. Die Zahl aller Beteiligungen der Stadt Frankfurt am Main zum 31.12.2022 beträgt 602.“ Hierzu zählen sechs „Einzelkonzerne“. Davon ist einer der ABG Konzern. Laut Beteiligungsbericht der Stadt Frankfurt hält die Stadt als Gesellschafter 99,99 Prozent der Kapitalanteile am ABG Konzern.

04.11.2024