In den neun Rubriken, die im Hauptmenüpunkt „Das Areal“ untereinander aufgeführt sind, können Sie sich einen Eindruck zu dem Ensemble an Gebäuden und Plätzen verschaffen, welche unter den Stichworten „Hugenottenhalle“, „Stadtbibliothek“ und „Rosenauplatz“ bekannt sind. Die Anlage befindet sich in der Stadtmitte von Neu-Isenburg. Neu-Isenburg ist eine Mittelstadt in Südhessen, etwa 10 Km südlich von Frankfurt am Main.
Es existiert keine Literatur
Es gibt keine Literatur zu dem Gebäude, keinen Prospekt und nicht einmal eine Postkarte. Dabei ist die Anlage außergewöhnlich und auch ohne Veranstaltungsbesuch ausgesprochen sehenswert. Das Besondere der Anlage besteht darin, dass es keinen einzelnen Blickpunkt gibt, von dem aus in repräsentativer Weise weder „Form“ noch „Funktion“ des Gebäudeensembles im Ganzen erfasst werden können.
Raum-Zeit-Konzeption gemäß Definition von S. Giedion
Wenn man dem Architekturhistoriker Sigfried Giedion (1888 – 1968) folgt, ist dies Resultat einer neuen Raumauffassung, die Anfang des 20. Jahrhunderts in den künsterischen und wissenschaftlichen Bereichen zu einem Umsturz führte. Seitdem gibt nicht mehr die Perspektive die Raumkonzeption vor, wie dies seit der Renaissance der Fall war.
„Die Fläche, der früher keine Ausdruckskraft innewohnte, der höchstens dekorative Bedeutung zukam, rückt nun in den vordergrund einer neuen Raumaufassiung, die sich nicht mehr eines einzigen Blickpunktes bedient.“ Objekte werden „relational erfasst, von verschiedenen Standpunkten aus, von denen keiner absolute Autorität über die anderen hat.“ Dadurch würden „den drei Dimensionen, die den Raum der Renaissance umschreiben (…) eine vierte angefügt: die Zeit.“
Giedion erläutert die neue Raumkonzeption am Beispiel der betrachtung des Rockefeller Center in New York: „Die Bauten sind so zueinander gestellt, dass sie sich so wenig wie möglich gegenseitig beschatten, die einen parallel zueinander, die anderen im rechten Winkel. Dies alles entsprang rationalen Überlegungen, doch sobald man sich zwischen den Bauten zu bewegen beginnt (…), entstehen zwischen ihnen neue und ungewohnte Beziehungen. Sie können von keinem Punkt mehr oder in irgendeiner Gesamtperspektive mehr erfasst werden. Es entsteht ein Bewegungsschauspiel, das die Architektur bis jetzt noch nicht kannte: Die Phantastik ebener Flächen.
Die Flächen der verschieden hohen Bauten lösen sich gleichsam von ihrer Unterlage, ihr Bild begleitet das wandernde Auge, und sie treten in neue Beziehungen zueinander, die den Eindruck der Gesamtanlage bestimmen. Diese im einzelnen so rational erfassbaren Massen werden durch das Auge ins Imaginäre gesteigert und vermitteln eine der Grundauffassungen unserer Epoche: die Raum-Zeit-Konzeption“ (S. Giedion: Architektur und Gemeinschaft, 1956, Seiten 57 u. 60).
Zur Reihenfolge der Sequenzen mit den Fotos
Wenn Sie die Fotos in der Reihenfolge betrachten, in der sie nachfolgend in Sequenzen angeordnet sind, führen diese – was den Außenraum betrifft – gegen den Uhrzeigersinn um den baulichen Komplex. Dieser besteht im wesentlichen aus einem Hauptgebäude und einem damit verbundenen kleineren Gebäudetrakt. Hinzu kommen verschiedene Plätze, Durchgänge und Durchblicke.
Den Ausgangspunkt bildet die Frankfurtzer Straße mit dem Blick auf den nördlichen Teil der Anlage. Von hier aus wandert der Blick um den südwestlichen gelegenen Gebäudetrakt. Diesen umkreist, erfolgt ein Abstecher in den Durchgang zwischen den beiden Gebäudetrakten. Sodann wandert der Blick über den langgestrckten Rosenauplatz. Aus verschiedenen Blickwinkeln werden Gebäudepartien und Sichten auf Gebäude und Platzelemente in den Blick genommen. Dann führt der Weg an der Ostseite rund um das Hauptgebäude nach Norden und von dort aus wieder nach Westen. Am westlichen Ende des Hauptgebäudes angelangt, schliesst sich der Besuch des Vorplatzes an, von dem dann unter anderem die Nordseite des zur Frankfurter Straße hin zeigenden Gebäudetraktes gut zu sehen ist. Die durch die Fotoserie vermittelte Betrachtung endet mit Blick auf die Frankfurter Straße.
Zwischengeschaltet ist ein Rundgang im Inneneren des Hauptgebäudes. Die Fotoserie führt durch den Eingangsbereich ist das zentrale Atrium. Von dort verzweigt sich die Situation. Ins Auge fällt das große Treppenhaus. Hier begegnen sich – mittels der großen Fensterfront – Innen- und Außenblick. Streiflichtartig werden ein Blick ins Obergeschoß und ins Untergeschoß geworfen. Sodann führt die Fotoserie in den arenaartig gestalteten großen Hauptraum. Im Weiterein wird angedeutet, welche Räume sich zu den Seiten hin anschließen – u.a. das Foyer – und angezeigt, mit welchen Mitteln die variable Raumgestaltung möglich ist.
Was bislang nicht einbezogen ist
Bislang nicht einbezogen werden konnten Aufnahmen zu dem Musikraum im Obergeschoss. Dieser Raum liegt quer zur Architektur im Erdgeschoss. Eine Hälfte dieses Raumes ragt in den Bau hinein, eine Hälfte ragt aus dem Bau heraus. Dass es sich bei dem nach außen dringenden Raumteil um die Hälfte eines Musikraumes handeln könnte, würde man von außen nicht vermuten. Denn die Anmutung ist eher die einer bei einem starken Sturm angewehten Hütte, die zufällig auf dünnen Stelzen mitten auf dem Rosenauplatz am Hauptgebäude hängengeblieben ist. Darüber hinaus fehlen derzeit noch Fotos zum Inneren des kleineren Gebäudeteils.