Stolze Stadt: Im Spiegel ihres 325-jährigen Jubiläums


Im Jahr 2024 – dem Jahr ihres 325-jähirgen Bestehens – wies die Stadt Neu-Isenburg bereits frühzeitig auf eine für Dezember geplante Veranstaltung mit dem Titel „1960-Heute. Von der Stadt im Wald zum bürgernahen Sozial-, Dienstleistungs-, Kultur- und Wirtschaftszentrum“ hin. Es handle sich um eine Veranstaltung des Vereins „Geschichte, Heimatkunde und Kultur Neu-Isenburg e.V.“ in Kooperation mit dem Fachbereich Kultur der Stadt. Vortragender sei Herbert Hunkel.


Fortschreitende Veranstaltungsplanung

Die Ankündigung wurde mehrfach geändert. Im November 2024 wurde ein neuer Titel mitgeteilt: „Wie Neu-Isenburg geworden ist, wie es heute ist. Vortrags- und Gesprächsabend mit Herrn Herbert Hunkel, Bürgermeister a.D. und Ehrenbürger der Stadt Neu-Isenburg“. Als Ort wurde das Stadtmuseum genannt. 

Unmittelbar vor der Veranstaltung kam es dann noch einmal zu Änderungen: Die Veranstaltung am 12.12.24 wurde nun mit „Jubiläumsprogramm“ zum „325-jährigen Bestehen von Neu-Isenburg“ angekündigt. Eine 1,5 Seiten lange Liste mit geplanten Redebeiträgen war beigefügt. Außerdem wurde die Veranstaltung kurzerhand in die Hugenottenhalle verlegt. Dort haben (auf Sitzplätzen) bis zu 900 Personen Platz. Von einem „Gesprächsabend“ war nun nicht mehr die Rede.

61 Dienstjahre Herbert Hunkel

Zu der Veranstaltung kamen gut 50 Personen. Es wurde für kleine Sitzgruppen um im Saal locker verstreute Tische gesorgt, so dass der Saal halbwegs gefüllt aussah. Erschienen waren s Angehörige der Generation 80 plus. Es handelte sich wohl um die Fangemeinde von Herbert Hunkel. Herr Hunkel stand 61 Jahre lang in Diensten der Stadt Neu-Isenburg, davon 12 Jahre als Bürgermeister. Im Jahr 2022 trat er in Pension. Nach wie vor ist Herr Hunkel Vorsitzender des Vereins „Geschichte, Heimatkunde und Kultur Neu-Isenburg e.V.“

Die Begrüßung

Der Hauptredner, Herr Hunkel, betrat um 17.00 Uhr die Bühne. Er wirkte unsicher, als er zunächst die Namen von einigen Persönlichkeiten nannte. Dabei wirkte er wie ein Monteur, der sich versichert, dass er im Werkzeugkasten alles dabei hat. Er nannte den in Neu-Isenburg bekannten Weltenbummler und Lokalfotografen Leo Postl. Sodann die Historikerin in Sachen Neu-Isenburg, Frau Dr. Fogel. Weiterhin die Religionssoziologin Frau Dr. Petasch, schränkte aber ein, dass sie wohl nicht anwesend sein würde.  

Herr Hunkel begrüßte niemanden. Auch nicht den amtierenden Bürgermeister Herrn Hagelstein oder die Stadtverordnetenvorsteherin Frau Wagner. Beide saßen vorne und sollten im Laufe des Abends noch auftreten. Herr Hunkel begrüßte auch nicht Theo Wershoven, der ebenfalls vor ihm am Tisch saß. Wer ist Theo Wershoven? Nach ihm ist der „Große Saal“ der Hugenottenhalle benannt: Es ist der „Theo-Wershoven-Saal“. In ihm findet die Veranstaltung statt. Wenn der Namensgeber leibhaftig präsent ist, fungiert er quasi auch als Hausherr und Gastgeber. (Niemand außer wohl drei bis vier Personen in Neu-Isenburg wissen, warum der Saal nach Theo Wershoven benannt wurde: Und niemand weiß, wer die drei bis vier Personen sind, die es wissen: Ein mehrfach versiegeltes Geheimnis.)   

360-Grad-Weitblick

Bei der Vorstellung des Programms verzichtete Hunkel darauf, die letzten Punkte zu nennen. (Zu dem letzten Punkt später an anderer Stelle auf dieser Internetseite). Zunächst nahm man an, Hunkel sei der Moderator der Veranstaltung. Man sah sich dann eines Besseren belehrt: Hunkel sprach ungefähr zwei Stunden lang. Zwischendurch kam eine ältere Dame zu Wort – Hunkel blieb dicht neben ihr stehen –, die vom Blatt ablas und aus persönlicher Erfahrung mehrfach die Stadtverwaltung anpries.

Zur Präsentation dienten hauptsächlich 360-Grad-Schwenke, von einer Kamera aus der Höhe aufgenommen, mit einem langsamen Streifen über die bewegungslos daliegende Stadtlandschaft. Man sah Wohngegenden, Bürogebäude, Schulen, den Bauhof und Wälder. Bisweilen wusste Hunkel nicht, wo er in seinem Vortrag gerade war, so dass er hin- und herzappte. Das gab dem Publikum die Möglichkeit, die Panoramen gleich mehrfach zu betrachten. Nach den zwei Stunden gab Hunkel die Moderation an Frau Wagner ab.

Kurz vor Ende wurde es kontrovers

Gegen Ende der drei bis vier Stunden dauernden Veranstaltung besannen sich einzelne Redner darauf, das anwesende Publikum direkt anzusprechen. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich allerdings nur noch etwa 20 Personen im Saal.

Herr Hausmann, Geschäftsführer und Gesellschafter des Projektentwicklers Groß & Partner, der kürzlich ein großes Stück Neu-Isenburg nach Frankfurt verkauft hat (siehe den Beitrag „Neu-Isenburg plant, Frankfurt kauft“ auf dieser Internetseite), empfahl: „Schauen Sie doch mal bei EDEKA vorbei!“. (EDEKA ist der bislang einzige gewerbliche Mieter in dem nach Frankfurt verkauften Objekt, mit Sitz am Platz zur Neuen Welt.)

Herr Hagelstein, amtierende Bürgermeister der Stadt Neu-Isenburg, der das Schlusswort sprach, rief hingegen gleich zweimal ultimativ dazu auf: „Kaufen Sie Käse bei Kümmerle ein!“ (Herr Kümmerle senior war einer der Referenten der Veranstaltung; dessen Sohn ist Inhaber von „Kümmerle Käse&Genuß“ in der Bahnhofstraße). Damit war die Kontroverse gesetzt! Allerdings berührt sie nur eine kleine Minderheit. Alle anderen kaufen ihre Lebensmittel bei REWE, ALDI oder LIDL ein und werden dies auch weiterhin tun.

Hagelstein feuerte dann zum Abschluss noch die Losung in den Saal, man solle Mut haben! Die leeren Tische und Stühle werden es dankend zur Kenntnis genommen haben.

Bis zum nächsten Mal

Verwirrt, müde und mit leerem Magen verließen die bis zuletzt verbliebenen Menschen die Hugenottenhalle, um in das Neu-Isenburger Dunkel der Vorweihnachtszeit hinauszutreten. Wie die Kontroverse ausging, erfahren Sie beim nächsten Mal: Zur 650-Jahr-Feier.